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Bericht DM S-Latein von Bianca Schreiber

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Post  Martin Sturm Wed 24 Mar - 16:55

Liebe Forumsteilnehmer,

aussnahmsweise gibts heute von mir KEINE "politischen" Kommentare, sondern einen Denkanstoss aus tanzsportlicher Sicht:


Anbei ein sehr bemerkenswerter Bericht über die DM S-Latein von Bianca Schreiber!

Auch im Standardbereich sind diese Tendenzen ganz genau so zu beobachten!

Bis in den (Amateur-)Topbereich des Standardtanzsports (bis auf wenige Aussnahmen!) sind Geschwindigkeit, (falsch verstandene) Sportlichkeit, übertriebene Dynamik und verzerrte Haltungsbilder der Ersatz geworden für tanztypische Bewegungen, Musikalität, Paarharmonie und tänzerische Eleganz!

Standardtanzen sollte mehr sein als mit weit auseinandergespreitzten, übertonisierten Armen und gebrochenen Körperseiten um die Fläche zu spurten in der Hoffnung, diese einmal mehr zu umrunden als die übrige Konkurrenz!

Tanzsport ist WEDER Kraft- noch Kampfsport!

Bleibt zu hoffen, dass sich das TANZEN wieder in die richtige Richtung bewegt und ein Bericht wie dieser von einer so hochdekorierten Tänzerin und Trainerin nicht ungehört bleibt!



Deutsche Meisterschaft S-Latein, Augsburg
ein Bericht von Bianka Schreiber
Weltmeisterin Latein Amateure
Weltmeisterin Latein Professionals

Bei dieser Deutschen Meister hat sich leider wieder einmal bestätigt, dass sich dass Lateinamerikanische Tanzen in eine andere Richtung entwickelt.

„Lateinamerikanische“ Bewegungen waren bei dieser Deutschen Meisterschaft kaum zu sehen. Allerdings ist dies kein „Deutsches Problem“ .

Auf der ganzen Welt mutieren die Amateur-Turniere zu „Meisterschaften der Dynamik und Geschwindigkeit“. Und auch bei den Profis wird Qualität so manches mal mit starker Persönlichkeit und witzigen bzw. wahnwitzigen Choreographien wettgemacht.

Zutaten, wie latein-typische Choreographie, Bewegungsqualität durch ein starkes Körperzentrum, Fuß- und Körperrhythmus, lateinamerikanische Rücken- und die daraus resultierende Hüftbewegung, Energiewechsel, echtes Partnering , Gefühl für Musik, Stil, Finesse, Klasse u.a. scheinen inzwischen zusehends in Vergessenheit zu geraten.

Des Weiteren konnte man gestern, wie überall, beobachten, dass sich die Damen das Zepter aus der Hand nehmen lassen. Bei 80 % der Paare sehen die Herren besser aus.

Sie tanzen vielleicht nicht besser – aber sie sehen besser aus! Vielleicht weil die Herren bestimmen, wo und wie trainiert wird?
Vielleicht weil die Damen Ihren Standpunkt nicht klarmachen oder etwa gar keinen haben? Vielleicht aber auch nur aus dem Grund, dass die Herren den Damen körperlich überlegen sind und dadurch den momentan herrschenden Stil besser unterstützen.

Mein Aufruf an alle Damen also: Ziel erkennen, festsetzen und dafür kämpfen.

Wertungsrichter/innen sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie es sind, die entscheiden, ob sie den besten Lateintänzer, die beste Persönlichkeit oder den sportlichsten Tänzer krönen.

Qualität im Ansatz zu erkennen, ist allerdings keine leichte Aufgabe.

Da ich nichts zu verlieren habe, kann ich mir erlauben zu sagen, dass meiner Meinung nach bei weitem nicht alle Lizenzträger weltweit dazu in der Lage sind, qualitativ hochwertiges Tanzen im Ansatz zu erkennen.
Ich würde mir wünschen, dass hier ein Umdenken stattfindet und wieder mehr Wertungsrichter eingesetzt werden, die sich täglich mit der Materie Tanzen beschäftigen.


Es gibt eine Menge solcher „Fachleute“. Warum werden sie nicht eingesetzt? Die Antwort auf diese Frage möchte ich der Vorstellungskraft der dancing24-Leser überlassen. Ich bin mir sicher, die Antwort zu kennen.

Sicherlich gehört das Deutsche Ausbildungssystem zu den besseren auf der Welt. Deswegen sollte Deutschland auch international darauf achten, dass weder durch gute Beziehungen noch durch Absolvieren der benötigten Einheiten bei Lizenzerhaltschulungen qualifizierte Wertungsrichter geschaffen werden.

Lustigerweise sind einige meiner ehemaligen „Mitstreiter“ auf nationaler und internationaler Ebene, die sich immer am lautesten über dieses „Unrecht“ echauffiert haben, heute an der „Macht“ und machen genau dasselbe.
Ich wünsche diesen Menschen weltweit, dass sie eines Tages ihre Angst – selbst nicht genug (was auch immer) abzubekommen – überwinden und dem Tanzsport dienen können.

Auch wenn man mit der Qualität einer Deutschen Meisterschaft nicht zufrieden sein kann, so ist mir bewusst, dass viele, wenn auch nicht alle, Paare ihr Bestes geben. Natürlich streben sie nur das an, was auch bewertet wird.

Die KUNST des Tanzens bleibt durch mangelnde Vorbilder auf der Strecke. Wahrscheinlich waren Bryan und Carmen die letzten Dinosaurier in der Sambawelt.

(Quelle:www.dancing24.com)


Das sollte für echte Tänzer eigentlich interessanter zum Nachdenken sein als sich über irgendwelche Berichte zu beklagen, Schuldige zu suchen oder sonst für "Propaganda" zu sorgen!

Mit tänzerischen Gruss,

Martin Sturm

PS: Für alle, die dem sogenannten "Freedom to dance"-Gedanken so fanatisch folgen, für die habe ich dieser Tage noch etwas ganz BESONDERES auf Lager...

Martin Sturm

Anzahl der Beiträge : 49
Anmeldedatum : 2008-11-08

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