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»Geben wir den künstlerischen Aspekt auf ?« Eine Betrachtung übers Turniertanzen

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Post  moshe lévy Thu 7 Jul - 11:53

»Geben wir den künstlerischen Aspekt auf ?«

Timo Kulczak: Der Vorsitzende der Athleten-Kommission im Tanzsport-Weltverband über Unterschiede zwischen Sport und Kunst - Tanz-Gala am 9. Juli
Aschaffenburg.

Zum dritten Mal präsentieren die beim Tanzsportclub Schwarz-Gold Aschaffenburg als Trainer auftretenden Motsi Mabuse, Timo Kulczak sowie Sascha und Natascha Karabey ihre 2009 begründete

»Night To Remember - Die Galanacht der Tanzmeister«:

Tanzen werden dann internationale Meisterpaare in den lateinamerikanischen und Standardtänzen aus Amerika und Europa mit eigenen Choreographien, die frei von Wettbewerbszwängen sind.

Der Schwerpunkt liegt also auf der künstlerischen Note - und das in einem Genre, das sich ausdrücklich mit dem Beiwort »-sport« schmückt.

Tanz: Kunst oder Sport? Mit Timo Kulczak (34) - Mitglied im Präsidium des Tanzsport-Weltverbands und (WDSF) Vorsitzender der 2007 in Barcelona gegründeten Athleten-Kommission im WDSF - sprach Stefan Reis.

Ärgert es Sie, wenn Ballett als Kunst gesehen wird, lateinamerikanische und Standardtänze dagegen als Sport?

Nein, mit der Bezeichnung »Sport« hat Tanz ja sehr viel gewonnen.
Zum Beispiel?

Nun gut, da gibt es etliche Privilegien, die Künstler in dieser Form nicht haben. Wir können an Wettkämpfen und Turnieren teilnehmen - ein Aspekt, den ich auf keinen Fall hätte missen mögen in meiner aktiven Zeit.
Gerade dieser Wettkampfcharakter ist ja ein ganz entscheidendes Kriterium für die Rubrizierung als »Sport«.

Aber es stimmt schon: Im Grunde ist Tanzen sehr vielschichtig und deshalb sehr schwer katalogisierbar.

Natürlich profitieren Tänzer durch die Sportförderung.

Ja, da hat Kunst, hat ein Künstler natürlich keine Chance. Insofern ist es natürlich wichtig, wenn wir immer wieder auf den sportlichen Charakter von Tanz verweisen.

Dennoch bleibt die Frage: Welches Selbstverständnis haben oder bevorzugen Tänzer?

Ich denke, ich spreche da nicht nur für mich, wenn ich sage, daß ich Sportler und Künstler gleichermaßen bin.

Das muß kein Widerspruch sein, im Gegenteil: Eben das macht Tanz ja so schön.
Als ich mich für den Tanzsport entschieden habe, war das ganz bewußt. In Fußballschuhen oder im Handballdress hätte ich mich nie vorstellen können, ich wollte immer zur sportlichen Komponente den künstlerischen Ausdruck - ich wollte aber auch nie, wie beispielsweise ein Maler oder ein Bildhauer, nur die reine Kunst im Mittelpunkt meines Schaffens sehen.

Für mich war der Wettkampf immer der besondere Reiz - ich wollte künstlerisch tätig sein, aber auch im sportlichen Vergleich mit anderen stehen.

Die technische Entwicklung von Tanz macht eine Einordnung aber nicht unbedingt einfacher.
Das ist in der Tat eine sehr schwer zu beantwortende Frage für das Genre. Wir sind im Tanzsport an einem Punkt angelangt, an dem ständig zu hinterfragen ist, in welche Richtung Tanz geht.

Natürlich setzen die Tanz-Verbände immer stärker auf die sportliche Komponente, weil sie die Anerkennung als olympische Disziplin wollen. Bei den World Games, dem internationalen Wettkampf in Sportarten, die nicht zum Programm der Olympischen Spiele gehören, ist der Tanzsport ja bereits fester Bestandteil.

Olympische Sportart zu sein bedeutet aber: Die Leistungen müssen besser bewertbar sein. Das heißt: Wir brauchen im Tanz beispielsweise bei den Schrittkombinationen Schablonen, um Vergleiche zwischen den Paaren zu ermöglichen. Diese Schablonen schränken natürlich die künstlerische Freiheit ein.

So stehen wir auf internationaler Ebene aktuell vor dem heiß diskutierten Problem: Inwieweit geben wir den künstlerischen Aspekt im Tanz auf, um auf sportlicher Ebene noch mehr Vorteile - nämlich den Zugang zu den Olympischen Spielen - zu bekommen?

Bei der Tanzgala am Samstagabend allerdings wird gerade nicht auf diese Bewertbarkeit gesetzt, haben die vergangenen Veranstaltungen gezeigt.
Das stimmt. Was die internationalen Paare da zeigen, ist über zwei, drei Minuten zweifellos eine sportliche Höchstleistung. Aber darum geht es gar nicht bei dieser Gala: Hier steht eindeutig der gesellschaftliche, der kulturelle Aspekt im Vordergrund.

Die Paare haben keinerlei Zwänge, sie können sich nach Herzenslust austoben in ihren Choreographien. Und es zeigt sich ja, dass wir hier wirklich große Kunst geboten bekommen, wenn diese Freiheit genutzt wird.


Stichwort: Tanz als Kunstform

Sport oder Kunst?

Diese Frage wird im Tanz in der Regel nach dem Aufführungsort beantwortet.

Kunsttanz und Bühnentanz zählen neben Schauspiel und Oper zu den traditionellen Sparten des Theaters und fallen damit in den Bereich der Kunst. Vor allem das klassische Ballett hat durch seine lange Tradition zahlreiche andere Tanzformen stark beeinflußt. Klassische Ballettbegriffe wie Pas de deux haben ihren Platz in der Umgangssprache gefunden und Begriffe wie Spitzentanz und Tutu sind Teil der Allgemeinbildung.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand Ausdruckstanz als Gegenbewegung zum Ballett. Eine besondere Weiterentwicklung ist seit den 60er Jahren vor allem durch Pina Bausch (1940 bis 2009) das Tanztheater.

Gleichzeitig entwickelte sich in der USA der Modern Dance.

Mittlerweile bietet der künstlerische Gegenwartstanz unter dem Sammelbegriff zeitgenössischem Tanz ein ästhetisch sehr breites Spektrum abstrakter und narrativer Tanzkunst.

In genreübergreifenden Arbeiten zeitgenössischer Choreographen erhält Tanz immer stärker den Anspruch von aktueller und damit gesellschaftskritischer Relevanz.

Moshe
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